Montag, 4. September 2023

Gründe für den Lehrermangel

In der Schweiz herrscht Lehrermangel. Im Tages-Anzeiger und allen gleichgeschalteten Blättern (im halben Land) schreibt ein Redaktor, der wenig bis keine keine Ahnung vom Beruf hat. Das provozierte viele Reaktionen. Die folgende ist mir durch ihre kurze, klare und pointierte Sprache aufgefallen: "Es ist verständlich, wenn ein Mangel an Lehrkräften herrscht. Gründe: Fehlende Anerkennung, fehlende Autorität im Beruf, katastrophale Qualität der Eltern, Schulleiter-System à la Ausland, keine Möglichkeiten mehr für Generalisten auf der Primarstufe, keine Anreize zum Durchhalten vom Ende der Ausbildung bis zur Pensionierung. Wer den Beruf heute wählt, ist selber schuld. Ich würde in der heutigen Zeit niemandem die Berufswahl zum Lehrer / zur Lehrerin empfehlen."

Bevor ich mich dazu äussern konnte, schrieb schon ein zweiter äusserst prägnant Leser: "Von A bis Z richtig. Leider. Leiderst. Und insbesondere eben gerade das mit der "katastrophalen Qualität der Eltern"."

Ich zweifelte etwas bei der Berufswahl. Kann ich hier behaupten, das sei von A bis Z richtig und gleichzeitig im Beruf bleiben? Oder habe ich mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung und einem praxisorientierten seminaristischen Grundstock mir ein Rüstzeug zugelegt, dass mit einen Vorteil erschafft, wie das heute nicht mehr möglich ist? Bliebe die Frage der Alternative. Oder ist das ein gesellschaftliches Problem, wie ein Leser ergänzt: "Was die Autorität betrifft, so ist die Parallele zu den Polizisten auffällig. In meiner Jugend war der Lehrer der "Herr Lehrer", der Polizist eben der "Herr Polizist". Heute Pauker und Bullen, die man wenn immer möglich zu verarschen sucht."


Montag, 14. August 2023

Gedanken zum Schulanfang

Die Misere in der Grundschule begann mit der Abschaffung der Lehrerseminarien, schreibt ein Leser einer grossen Tageszeitung und fährt weiter: Mit der Verakademisierung des Lehrerberufes haben sich viele Interessenten für diesen tollen Beruf für einen anderen Weg entschieden. Nachdem man für den Eintritt in eine Pädagogische Hochschule die Matura verlangt hat, reicht nun plötzlich angesichts des akuten Lehrermangels zum Beispiel die Ausbildung als Schneiderin für den Einstieg in eine Schnellbleiche zum Lehrerberuf.

Ich gehe mit dem Leser weitgehend einig. Aus eigener Anschauung kenne ich beide Ausbildungsstätten. Das Lehrerseminar als eigene Ausbildungsstätte und Berufsschule, die Hochschule als Mitarbeiter und Praxislehrer. Die Studenten sind erstaunen mich immer wieder mit Fachwissen, das ich noch nie vermisst hatte, während erschreckend ist, welche grundlegenden praktischen Zusammenhänge selbst wenige Monate vor dem Abschluss noch völlig unbekannt sind. Doch damit ist der Rundumschlag noch nicht zu Ende. Weitere Ursachen für den Lehrermangel seien eine falsch verstandene Inklusion und Integration, die Abschaffung der dreigliedrigen Oberstufe, teilweise abenteuerliche Lern- und Lehrmethoden, der überbordende Betreungs- und Beratungsapparat, nicht umsetzbare Lehrpläne (von weltfremden Bildungswissenschaftlern ausgeheckt), der Lehrer ist nur mehr Moderator, überbordende und kontraproduktive Einflussnahme der Eltern.

Hier wird vielleicht etwas zu dick aufgetragen, haben wir zum Beispiel die Methodenfreiheit, was uns eine gewisse Wahl lässt. Bei der Integration stellt sich natürlich die Frage was wo integriert werden soll. Als ich vor einigen Jahren eine Klasse hatte, bei der 17 Fremdsprachige in eine Gruppe von vier Muttersprachlern integriert werden sollten, geriet das System gelinde gesagt doch etwas an seine Grenzen.

Donnerstag, 23. Februar 2023

Mit künstlicher Intelligenz spielen

Seit einigen Monaten geht ein Gespenst um: Künstliche Intelligenz (KI), welche die Hausaufgaben der Kinder erledigen könnte. «Sprach-KI wird in der Arbeitswelt ein relevantes Werkzeug werden. Also sollte man in der Schule lernen, kritisch damit umzugehen», sind Fachleute wie Didaktikdozent Philippe Wampfler überzeugt.

Ein Beispiel aus der Anwendung von ChatGPT in der Schule: Ein Junge hat «sexy» ins Bildgenerierungsprogramm eingegeben. Die 10jährige Nea fragt: «Warum kommen da nur Bilder von Frauen?» Der Klassenlehrer Nils Landolt erklärt: «Weil es im Internet vor allem diese Art Bilder gibt mit dem Stichwort.» – «Warum denn?», fragt Nea. Landolt zögert. Er versucht zu erklären, dass online ein einseitiger männlicher Blick auf Frauen besonders präsent ist. Eine andere Lernbegleiterin mischt sich ein: «Wenn wir hier herumfragen würden, würde jeder ‹sexy› für sich selbst anders definieren. Aber die KI lernt das eben aus dem Internet.» Eine Lernsituation wie aus dem Bilderbuch. Das Thema sexistische Verzerrung in der KI ist angekommen.

Landolt glaubt daran, dass der spielerische Umgang mit der neuen Technik die beste Vorbereitung für Kinder ist. Sein Leitspruch ist: «Wollen wir in der Schule mittelmässige Roboter produzieren oder tolle Menschen?»

 

Eine Kinderbuch mit künstlicher Intelligenz schreiben

Derweil probiert die zehnjährige Nea das Delegieren an die KI aus. Mit mässigem Erfolg. Nea will, dass ihr die KI dabei hilft, ein Kinderbuch zu schreiben. Es soll um einen Strassenhund gehen. Chat-GPT soll ihn beschreiben. Nea gibt ins Feld ein: «Buddy ist bäsch und zotlig.» Chat-GPT: «Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen ohne weitere Informationen leider nicht sagen, wer Buddy ist oder wie er aussieht. Es wäre hilfreich, wenn Sie mir mehr Informationen über Buddy geben könnten, damit ich Ihnen besser helfen kann.»

Nea: «Buddy ist ein hund b kurze zotige.» Chat-GPT: «Oh, ich verstehe. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht besser helfen konnte. Wenn Sie mir mehr Informationen über Buddy geben, werde ich mein Bestes tun, um Ihnen zu helfen.»

«Buddy ist ein Hund mit kurzen zottligen Haaren, die braun sind», gibt Nea mithilfe der Lernbegleiterin ein. Chat-GPT antwortet umgehend: «Danke für die weiteren Informationen über Buddy. Es hört sich so an, als ob er ein netter Hund sein könnte mit seinen kurzen, zotteligen Haaren, die braun sind. Könnten Sie mir noch mehr über Buddy erzählen, wie zum Beispiel, wie er ist oder was er gerne macht? Ich würde gerne mehr über ihn erfahren.» Nea lacht und seufzt: «Ich glaub, ich schreib selber.»

 

Künstliche Intelligenz füttern ist schwierig

Auch die Illustrationsfähigkeiten der KI haben Nea enttäuscht. Der künstlichen Intelligenz Anleitungen zu geben, die genau das erwünschte Ergebnis bringen, ist eine Kunst für sich. Es braucht viel Wissen um den Kontext, aus dem die KI kommt, um die richtigen Schlagworte zu finden. Für Kinder einfacher klappt es mit der urheberrechtlich bedenklichen Google-Bildersuche. Dort findet Nea Bilder von Hunden. Als sie ein Bild sucht, das das Gefährt des bösen Hundefängers zeigt, kommt dann auch Google an seine Grenzen. Da bittet Nea ihren Mitschüler Gabriel, der neben ihr ins Zeichnen versunken am Tisch sitzt, um Hilfe und fragt, ob er den Hundefänger für sie zeichnen könne.

Eine beruhigende Einsicht: Nea lässt sich keine Ideen aufdrängen. Sie hat ihre eigene Geschichte im Kopf. Wenn ihr der Computer andere Dinge vorschlägt, dann findet sie Wege, sich zu wehren. Die Zeichnung ihres Schulfreundes ist nicht so perfekt wie jene aus dem Computer: Aber sie entspricht dem, was er und Nea ausdrücken wollen. 

 

Allen Unkenrufen zum Trotz: Ob KI wie ChatGPT eine Gefahr für die Schule wird oder nicht, ist in erster Linie auch eine Frage, was wir den Kindern für Aufgaben stellen, wie wir Fragen formulieren. Im umfangreichen Artikel der NZZ, aus dem diese Beispiele zitiert sind, zeigt diesbezüglich Wege auf. Doch das ist keineswegs neu. Vor ein paar Jahren haben findige Schüler angefangen,Wikipedia-Artikel als eigene Vorträge abzugeben...

Donnerstag, 9. Februar 2023

Schulisches Selbstvertrauen

«Ich kann es» und «Das bringt mir was» – das sind aus Sicht von Prof. Dr. Ulrich Trautwein die beiden wichtigsten Formeln für gelingendes, leichtes Lernen: «Wenn Schülerinnen und Schüler viel Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben und dem Lernen einen Sinn beimessen, strengen sie sich gerne an und sind motiviert.» Doch bei vielen Kindern – so konstatiert der Bildungsexperte – sind diese Lernvoraussetzungen nur begrenzt gegeben; zudem kann sich die Lernbereitschaft auch über die Schuljahre hinweg verändern.


Trautwein ist einer der bekanntesten Bildungsforscher im deutschsprachigen Raum und ein viel gefragter Berater von Politik und Bildungsadministration: Direktor des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen. Er leitet u.a. als Vorsitzender den wissenschaftlichen Beirat des Kultusministeriums Baden-Württemberg, der die Qualitätsentwicklung des dortigen Schulsystems vorantreibt, und als Co-Direktor das LEAD Graduate School & Research Network. Ulrich Trautweins Forschungsinteresse gilt vor allem der Frage, wie man Bildungssysteme moderner und wirksamer gestalten kann. Eine spannende Stunde als Einstimmung fürs Wochenende oder auf der Fahrt in die Winterferien...

Vortrag vom 27. Oktober 2021, Dauer ca. 53 min.

Donnerstag, 2. Februar 2023

Kinder auf Erfolgskurs?

Professor Margrit Stamm gilt als Pionierin im Bereich der Pädagogischen Psychologie und Erziehungswissenschaft: Margrit Stamm hat sich als eine der ersten Wissenschaftler in der Schweiz mit dem Thema «Frühkindliche Bildung und Familie» auseinandergesetzt. Ihr grosses Forschungs- und Publikationsspektrum umfasst u.a. die Bereiche Begabung und Talententwicklung über die gesamte Lebensspanne, Chancengerechtigkeit und Berufsbildung.

Das Nachdenken über den Schulerfolg der Kinder hat Konjunktur. Eltern fühlen sich verpflichtet, das Bestmögliche aus den Kindern herauszuholen. Wie können Väter und Mütter einen gelingenden Werdegang ihrer Kinder unterstützen, ohne selbst nicht an die eigene Leistungsgrenze zu gelangen? Der Vortrag von Professor Margrit Stamm zeigt auf, dass der Fokus auf gute Noten zu einseitig ist. Kinder sind dann auf Erfolgskurs, wenn ihre Eltern einen entspannten Erziehungsstil pflegen und Lebenskompetenzen wie Hartnäckigkeit und Frustrationstoleranz fördern.

Auzfzeichnung eines Vortrages vom 26. August 2021; Dauer: 1h 10min

Donnerstag, 26. Januar 2023

[i:] like 'viel' in German - Hörübungen im Sprachunterricht

Sprechen und hören sind die wohl wichtigsten Bestandteile einer Sprache. Das ist auch derGrund, weshalb Phonetik in den ersten Klassen im Leseunterricht (oder als Vorbereitung dazu) Einzug gehalten hat. Die Laute, wie es tönt, ist leider nicht immer deckungsgleich, wie die Buchstaben - sowohl auf deutsch, als auch auf englisch oder französisch.

Angeregt von einer Übung im Arbeitsheft von Young World (Band 3, 5.Klasse,von Klett+Balmer Verlag) entstand diese kleine Hörübung zum Laut [i:]. Die Kinder können das Wort lesen oder mit dem Mauszeiger auf (i) zeigen und sich das Wort anhören. So sollte es keine Missverständnisse (ich habe gedacht, das sage man so...) geben.

https://learningapps.org/28669175 

Donnerstag, 19. Januar 2023

Wintersport in allen Sprachen

Wortschatz üben auf die spielerische Art und Weise, zum Beispiel mit einem Würfelspiel, einem Domino; je nach Ausstattung der Schule LÜK, Minilük, Logico oder Profax, ... und natürlich auch am Computer. Die folgenden elektronischen Übungen haben Kinder meiner Klasse im Rahmen des Fachs Medien und Informatik erstellt. Ich habe die Rechtschreibung überprüft und sie dann freigeschaltet.

Zuerst einmal auf deutsch: https://learningapps.org/28560486

Und dann noch auf französisch: 

Pferderennen https://learningapps.org/28562192

Suchsel https://learningapps.org/28560817


Wer nicht warten mag,bis ich alle meine Apps auf französisch veröffentlicht habe,findet sie in diesem Ordner. Man muss ein wenig suchen, da ich sie nach unseren Lehrmitteln sortiert habe; die Themen bleiben jedoch in den meisten Büchern etwa die gleichen.