Montag, 14. Juli 2014

Fragezeichen zu einem Schulversuch

Betreffend den aufwendigen Versuch «Fokus starke Lernbeziehungen» (NZZ 21. 6. 2014) lassen sich offenbar noch keine sachlich fundierte Aussagen zum Hauptzweck, nämlich positive Auswirkungen auf den Lernerfolg der Kinder zu erzielen, machen; ebenso wenig zu den Ursachen für die zurückhaltende Teilnahme am Versuch. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Heilpädagoge im Kanton Zürich sind mir aber weitere Rückmeldungen zum Schulversuch bekannt. Die Klassenlehrpersonen müssen zu ihren übrigen Aufgaben diverse Aufgaben der Heilpädagogen übernehmen. Es macht so keinen Sinn mehr, wenn Heilpädagogen gezielte, individuelle Lernprogramme für entsprechende Kinder erstellen, da sie in ihrer neuen Funktion als «Lehrerberater» und ohne ausführliche Gespräche zu wenig detaillierten Einblick in die Lernprozesse dieser Kinder erhalten.

Fraglich ist nun, woher die Lehrpersonen die dafür nötige Zeit und das heilpädagogische Fachwissen holen. Ebenso bezweifle ich, ob die Eltern ihr Kind mit speziellem Förderbedarf tatsächlich einzig durch Lehrpersonen, die mit anderen Aufgaben eingedeckt sind und die gerade einmal eine Art schulinternen «Heilpädagogik-Crashkurs» durchlaufen, unterstützt sehen möchten. Sollte von Behördenseite die Absicht bestehen, dieses Manko durch eine fachlich fundierte Weiterbildung und zusätzliche Zeitressourcen zu beheben, stellt sich für mich aufgrund meiner Erfahrungen die Frage, ob das dazu nötige Geld tatsächlich zur Verfügung gestellt wird. Möglicherweise sind es ja diese Fragen, welche die Zurückhaltung bei der Teilnahme an diesem Schulversuch erklären.
Alex Vorburger, Zürich

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