Montag, 4. April 2016

Mit Kindern über Flüchtlinge reden

Zwei syrische Mädchen
(Bild: Ostsee-Zeitung)
Letzthin schrieb eine Journalistin des Tages-Anzeigers über einen Kindergärtler, der über ein syrisches Mädchen in seiner Klasse erzählte, das schon recht gut Deutsch spreche. Sie wollte sich sich freuen, da ergänzte dessen Mutter, dass das Mädchen auch von seinen Erlebnissen im Krieg und auf der Flucht erzählt habe. Dies wiederum habe die Eltern der anderen Kinder so irritiert, dass sie dem Mädchen verboten haben, darüber zu sprechen.

Dass die Eltern mit dieser Situation überfordert sind, das glaube ich gern. Den Entscheid hingegen, den Kindergärtlern per Zensur aus der Überforderung zu helfen, sei - und hier sei der Journalistin beigepflichtet - gelinde gesagt dumm, unmenschlich und kurzsichtig.

Dieses Verbot ist unmenschlich gegenüber dem Mädchen aus Syrien, das sich nicht mehr artikulieren darf. Es ist aber auch kurzsichtig gegenüber allen anderen Kindern, denn unabhängig davon, was ihre Eltern auch versuchen, die Kinder werden mit der Flüchtlingsthematik und deren Ursachen schneller konfrontiert als den Eltern lieb sein wird; gemäß Prognosen mehrerer Hilfswerke je länger, desto mehr. Das ist ein Verbot nur schon deshalb dumm, da sich hier die Situation böte, gemeinsam mit der Kindergärtnerin das Thema so zu thematisieren, wie es ihnen geboten scheint.

Auf lange Sicht wesentlich sinnvoller wäre es deshalb, sich bewusst und altersgerecht schon früh mit den Themenkreisen Flucht, Migration und deren Ursachen zu befassen; wenn es sich aus dem Alltag ergibt gerade jetzt. Es wäre demnach viel wichtiger und hilfreicher gewesen, schrieb die Journalistin, einen Elternabend zum Thema zu machen und sich auszutauschen – nötigenfalls mit Dolmetscher und Kinderpsychologe. Beides lässt sich einfach finden.

So hätte man mal in Ruhe besprechen können, wie man die Kinder auf altersgerechte Art an Dinge heranführen soll, die ohnehin Teil ihrer Realität sind. Und dazu gibt es viele gute Lehrmittel (für Schule und Kindergarten) und eine ganze Reihe geeigneter Bücher (auch fürs Elternhaus):

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